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Was ist Neuropsychologie?

 

 

Neuropsychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie. Psychologie (griechisch; wörtlich übersetzt „Seelenkunde“ – vom griechischen Wort  „Psyche“ was so viel heisst wie „Leben, Seele“) ist die Wissenschaft vom Denken, Fühlen, Erleben und Verhalten.

Die Neuropsychologie beschäftigt sich mit den „höheren Hirnleistungen“ wie Wahrnehmung, Kognition, Lernen, Gedächtnis, Sprache, Aufmerksamkeit, Psychomotorik, Motivation, Emotion und Bewusstsein, ihren neurobiologischen Grundlagen sowie ihrer Bedeutung für das Erleben und Verhalten. Sie ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet und basiert wesentlich auf Ansätzen der experimentellen Psychologie, der Medizin und Biologie.

Die Forschung im Bereich der Neuropsychologie ist neurowissenschaftlich (Neurowissenschaften / engl. Neuroscience) orientiert und basiert neben neuroanatomischen und neurophysiologischen Grundlagen auf empirischen Befunden.

Ziele der Neuropsychologie

Ziel der Neuropsychologie ist die Aufklärung der Zusammenhänge zwischen dem zu beobachtenden Verhalten und dessen anatomischen, physiologischen und biochemischen cerebralen Grundlagen. Durch die interdisziplinäre Herangehensweise wird versucht eine möglichst objektive und ganzheitliche Sicht anzustreben.

Geschichte der Neuropsychologie

Seit der Gründung des experimentalpsychologischen Laboratoriums an der Universität Leipzig durch Wilhelm Wundt im Jahre 1871 hat sich die Psychologie von ihrem Ursprung, der Philosophie, gelöst und ist zu einer eigenständigen Disziplin mit vielen Teilgebieten herangewachsen.

Neben Kurt Goldstein (1878-1965) gilt heute vor allem Alexander Romanowitsch Luria (1902-1977) als ein Begründer der Neuropsychologie. Während des zweiten Weltkrieges spezialisierte sich Luria auf die Rehabilitation von Hirnverletzten und arbeitete nach Kriegsende am Institut für Neurochirurgie in Moskau, wo er begann, das Wissenschaftsgebiet der Neuropsychologie aufzubauen. Durch seine Arbeiten zur Aphasie und zur Rolle der Sprache in der Entwicklung des Kindes erlangte Luria grosses Ansehen im In- und Ausland. Vor allem Kurt Lewin aber auch Jean Piaget und Jerome Bruner standen in Kontakt mit Luria, der bis zu seinem Tode die Methode der Syndromanalyse immer weiter verfeinerte. Die systematische Syndromanalyse, die auf die neuropsychologische Theorie komplexer funktioneller Systeme aufbaut, in der nicht, wie bisher angenommen das Fehlen von Hirnfunktionen als Ursache für das Auftreten eines bestimmten Symptoms angenommen wird, sondern eine veränderte Form ihres Zusammenspiels als Folge lokaler Hirnverletzungen, legte die Grundlage für die heutige Neuropsychologie.

Aufgabenbereiche der klinischen Neuropsychologie

Zum diagnostischen Aufgabenbereich der klinischen Neuropsychologie gehören neben der Beschreibung des aktuellen kognitiven bzw. affektiven Zustandes des Patienten auch Verlaufsuntersuchungen, gutachtliche Stellungnahmen, Rehabilitationsplanungen und die Aufdeckung von Funktionsstörungen bei morphologisch noch nicht nachweisbaren Hirnschädigungen.

Wie geht man in der klinischen Neuropsychologie vor?

Die klinische Neuropsychologie versucht mit gezielter Diagnostik (oft mit Hilfe von standardisierten neuropsychologischen Untersuchungsverfahren) den kognitiven bzw. affektiven Zustand des hirngeschädigten Patienten zu objektivieren. Dabei stützt sie sich vor allem auf das Wissen aus der interdisziplinären Hirnforschung (Neurowissenschaften).

Darauf aufbauend wird ein Therapieprogramm zusammengestellt, das für jeden Patienten individuell  und auf die Schädigung des Zentralnervensystems zugeschnitten ist.

Ziel einer Therapie ist die Wiedereingliederung des Individuums in seinen Alltag (Rehabilitation).